Zum Tod von Dr. Jürgen Schwarzl

 

 

Nur wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag, den er in seinem Haus im Hamburger Vorort Volksdorf im Kreise seiner Familie feiern konnte, ist der Dipl.-Chemiker, Medizinjournalist und Fahrsportfotograf Dr. rer. nat. Jürgen Schwarzl am Nachmittag des 23. Mai 2020 in seinem Garten einem plötzlichen Herztod erlegen. Noch am Mittag hatte er mit der Redaktion eines Fahrsportmagazins über die Bereitstellung von Fotos telefoniert.

Jürgen Schwarzl war im Weltkriegsjahr 1940  im oberschlesischen Bielitz geboren worden. Sein Vater war selbständiger Kaufmann, seine Mutter Mathematiklehrerin. Bei Kriegsende verschlug es die Familie nach Thüringen. Nach dem Abitur studierte Schwarzl in Merseburg Chemie, promovierte an der Uni Halle/Wittenberg zum Doktor der Naturwissenschaften und erwarb später an der Uni Greifswald noch die Approbation als Apotheker.

 

 

Seine Leidenschaft war schon früh das Fotografieren, zunächst fokussiert auf Naturaufnahmen, vor allem Bäume und besondere Pflanzen. Durch seine erste Frau, die Turnierrichterin Karin Schwarzl bekam er Kontakt zum Fahrsport. Erich Oese, der Fahrsport-Guru der DDR, nahm ihn unter seine Fittiche und verschaffte Jürgen Schwarzl die Bockrichter-Zulassung. Zu jener Zeit musste bei Geländefahrten stets ein Bockrichter auf dem Wagen mitfahren und eventuelle Hindernis- oder Gangartenfehler notieren. Schon in dieser Zeit schrieb und fotografierte er für das internationale, dreisprachige Schweizer Fachmagazin „Achenbach“, schwerpunktmäßig über Turniere in der DDR und den Ostblockstaaten.

Nach der Wende 1989 übersiedelte Schwarzl in den Westen und fand neue berufliche Aufgaben als Laborleiter in der Umwelttechnik, dann als wissenschaftlicher Leiter eines Pharma-Unternehmens in Goslar. Dem Fahrsport blieb er weiterhin eng verbunden. Gemeinsam mit Hans Hermann Hansmeier besuchte er 1990 erstmals das große Riesenbecker Fahrturnier, für das er seit über 20 Jahren als offizieller Turnierfotograf tätig war.

 

 

1994, mit dem Wechsel von Leopold Graf Rothkirch zu Dr. Günzel Graf von der Schulenburg als Vorsitzender der Fachgruppe Fahren im Deutschen Reiter- und Fahrer-Verband übernahm Schwarzl das Amt des Pressesprechers der Fachgruppe, versorgte fortan auch den FN-Pressedienst mit Bild und Text zum Fahrsportgeschehen und veröffentlichte Berichte im Fachmagazin „Pferde-Fahren-Sport“. Von der ersten Ausgabe des heute führenden deutschsprachigen Fahrsport-Zeitschrift „Pferd & Wagen“ gehörte Schwarzl nicht nur zu den Autoren und Fotografen, sondern auch zum redaktionellen Fachbeirat. Sein Fotoarchiv umfasst mehrere 100.000 Fotos, nahezu aller Deutschen Meisterschaften und Fahrpferde-BundesChampionate. Nach einigen Jahren als Geschäftsführer der Fachgruppe Fahren wurde Dr. Schwarzl  2014 Stellvertretender Vorsitzender. 2009 erhielt er das Bronzene Wagenrad des DRFV, die traditionsreiche, nur einmal jährlich vergebene Auszeichnung für herausragende Fahrsportpersönlichkeiten.

Noch an seinem 80. Geburtstag verabredete er sich mit vielen, die ihm – Corona-bedingt – nicht persönlich gratulieren konnten, zu einem Glas Wein beim Fahrturnier in Schildau/Sachsen, das er mit besonderer Sympathie alljährlich besuchte. Der Tod von Jürgen Schwarzl reißt eine Lücke im deutschen Fahrsport und seiner Öffentlichkeitsarbeit, die nur schwer zu schließen sein wird. Er hinterlässt seine Frau Marlen, seine zwei Töchter und mehrere Enkel. Der deutsche Fahrsport, insbesondere die Fachgruppe Fahren im Deutschen Reiter- und Fahrer-Verband ist dem Verstorbenen zu großem Dank verpflichtet.

Rolf Schettler

 

 

Weiterlesen:

Dr. Jürgen Schwarzl_Festschrift ProEinspänner

 

 

Fotos:

0110: Dr Jürgen Schwarzl (rechts) mit DRFV-Präsident Hans-Jürgen Meyer, FG-Vorsitzender Rolf Schettler und DOKR-Fahrausschussvorsitzender Felix Auracher (v. l.). Foto DRFV/K. Schettler

0018: Dr. Jürgen Schwarzl (links) mit seinem Fahrsportmentor Erich Oese in Berlin. Foto: DRFV/Rolf Schettler

0489: Dr. Jürgen Schwarzl in Aktion (Foto: DRFV/Rolf Schettler)