Herzliches DSJV-Treffen bei der Rheinland-Meute

 

 

„O du schöner Westerwald,  über deine Höhen pfeift der Wind so kalt“ – das kennt man ja aus dem Lied. Aber dass die Jahrestagung der Deutschen Schleppjagdvereinigung DSJV nach zwei Jahren Corona-Pause im Frühling des ersten April-Wochenendes im Schnee stattfand, das ist denn doch der Erwähnung wert. Umso stärker erwärmte im Kontrast die herzliche und überaus gastfreie Aufnahme der Tagungsteilnehmer durch die Mitglieder des Schleppjagdvereins Rheinlandmeute um Ralf und Barbara Siegel.

Drei Generationen der Familie stützen die gut zwanzig Jahre alte Rheinlandmeute und haben auf ihrem Betriebsgelände in Kleinmaischeid im Kreis Neuwied inzwischen auch den Kennel für die 17 Foxhounds errichtet. „Praktisch und alles unter einem Dach“, finden die Siegels. „Komm ja nicht auf die Idee, die Schauschleppe abzusagen“, vergatterte der Senior Horst Siegel seinen Sohn Ralf am Samstagmorgen als der Schnee noch kräftig fiel, geradezu perfekt zum gefährlichen Aufstollen. Der Vorsitzende gehorchte (natürlich, denn „wir Westerwälder sind hart“)  – und am Nachmittag legte der bald 79jährige Großvater (mit beneidenswert blitzeblanken Stiefeln!) den Schleppkanister auf seinen hübschen braunen irischen Blüter. Der Schnee hatte sich derweil weitgehend in Matsch verwandelt und die Zuschauer verfolgten die Leistung der Equipage hinter Huntslady Barbara Siegel und den Run der Hounds. Im Pack liefen auch drei Junghunde, denen der Auftritt im Juli in Schwarzenstein noch bevorsteht. Der Sohn bzw. Enkel Florian reitet ebenfalls in der Equipage, Tochter Katharina  gehört zu der starken Bläsergruppe. Elf Parforcehörner klingen unter Leitung von Holger Balmes, wenn alle da sind. Auch das ist besonders für einen Schleppjagdverein aus rund 70 Mitgliedern.

Bis auf eine einzige quarantäne-bedingte Ausnahme waren alle in der DSJV engagierten Schleppjagdvereine vertreten, die noch eine eigene Meute führen, und das Treffen fand auch Aufmerksamkeit beim Deutschen Reiter- und Fahrerverband zu dem die DSJV als Fachgruppe „Jagdreiten“  gehört. Der DRFV-Geschäftsführer Uwe Spenlen ist Dressur-Ausbilder und war Grand Prix Richter – und auf seinem Mobiltelefon ertönt bei Anrufen eine Jagdfanfare. „Meine Dressurpferde wurden immer gelegentlich auch bei einer Jagd geritten und haben daran Freude gehabt.“

Das Programm bot alles, was in jüngster Zeit schmerzlich vermisst worden war: Zeit zum gemütlichen Austausch, Kulturelles, sachliche Auseinandersetzung mit fachlichen Problemen.  Am ersten Abend wurde Heiko Burchardt besonders gefeiert. Sein Arbeitsvertrag als Huntsman beim Rheinisch-Westfälischen Schleppjagdverein besteht seit 20 Jahren. Das Schloss Engers, unmittelbar am Rhein im Neuwieder Stadtteil Engers, ist heute hervorragend restauriert und Heimat einer Landesmusikstiftung. Der Trierer Erzbischof und Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff ließ es zwischen 1759 und 1764 als Jagdschloss erbauen und zwei redegewandte Fremdenführerinnen leiteten die Schleppjäger von heute zurück in alte Zeiten als der Gastgeber noch per Schiff „von hinten“ anlandete um dann seine über die Landseite  eintreffenden Reitgäste im prächtigen Saal der Diana zu begrüßen.

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Die offizielle Mitgliederversammlung beschloss die Tagung mit Berichten aus dem Vorstand und Ehrungen, unter anderem für Jutta Nebe (RWS), die nach 22 Jahren als Beirätin den Vorstand verlässt. Ihre Laudatio hielt der DSJV-Vize Toni Wiedemann (SvB), der Nebe seit vier Jahrzehnten kennt seit sie mit ihren Pferden von Hamburg bis Bayern in den Jagdfeldern ganz Deutschlands unterwegs gewesen ist, lange bevor  Jagdreisen von Meute zu Meute üblich wurden.  Als seinerzeit  noch  Cappenbergerin war Nebe auch die „Equitana-Managerin“ der DSJV und organisierte was immer zu organisieren war. Sie wird auch weiterhin die Meldestelle für die Junghundeschau führen. Mit Verspätung nachzuholen waren die Wahlen zum Vorstand, die längst überfällig geworden waren. Einstimmig bestätigt wurden die beiden Vorsitzenden, Egbert von Schultzendorff (Niedersachsen-Meute) und Toni Wiedemann, der Zuchtreferent Chris Gabrielse (RWS) und die Presse-Referentin Petra Schlemm  (Böhmer Harrier). Der Hunting-Referent Dr. Michael Weiler kandidierte nach zehn Jahren nicht wieder, will aber weiter als Kontaktperson zum Jagdgebrauchshundeverband (JGHV) und zum Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) agieren. Seine Nachfolge tritt Philipp Jakob (Vogelsbergmeute) an, der damit den Übergang in eine neue Generation von jüngeren Jagdreitern einleitet.  Der frisch gewählte Hunting-Referent, Jahrgang 1989, hat eine ganz klare Vorstellung von seinem neuen Amt: „Gräben springen und Brücken bauen – für unseren Sport.“

Text und Bilder: Petra Schlemm