Im Aachener Dressurstadion konnte dieses Jahr jemand gewinnen, der für viele aus dem Nichts hervorkam und der gezeigt hat: Es geht doch! Das ist eine gute Botschaft. Da kommt ein junger Mann um die Ecke auf dem Weltbesten Turnier und macht uns vor, dass es möglich ist: Wir sind die Gymnastiklehrer der Pferde. Das ist kein Abrichten oder Dressieren, sondern ein der Natur abgelauschtes System mit Leben füllen. Und wenn geeignete Pferde mit verständigen Reitern zusammenkommen, sind diese Spitzenleistungen möglich.

Nichtsdestotrotz müssen wir kritisch in unsere Reihen gucken und motiviert vorangehen. Auswüchse sind zu benennen und zu ahnden. Es geht aber nicht darum, alle zu diffamieren, sondern denen Hilfestellung zu geben, die permanent bereit sind, sich zu verbessern und an sich zu arbeiten. Als Berufsstand unter staatlicher Obhut müssen wir für mehr Sichtbarkeit sorgen. Das Tagtägliche an der Basis muss mehr gewürdigt und wahrgenommen werden. Das geht nur, wenn wir die Möglichkeiten, die wir haben, mehr nutzen und wir gemeinsam unsere neue Ausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit mit eigenen Beiträgen aus der Praxis bereichern.

Die DNA der Berufsreiter

Es kann nicht sein, dass die Wissenschaft uns erklären muss, wie wir unsere tägliche Arbeit zu erledigen haben. Vermeintlichen Widersprüchen in der klassischen Reitlehre – unserer DNA – müssen und können wir immer standhalten. Denn das, was wir als Grundlage unseres beruflichen Handelns anerkennen und leben, ist die beste Basis tagtäglich in der Breite, aber auch in der Spitze, Ausbildungsarbeit zu leisten.

Wir dürfen nicht aufhören über diese Inhalte und Zusammenhänge aufzuklären. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, uns beim Bundesberufsreitertag 2026 in Aachen des Themas anzunehmen, dass Spitzensport auf Grundlage der klassischen Ausbildung möglich ist.

Die einzigartige Kombination von Pferd und Reiter in unserem Sport muss uns eigentlich dazu zwingen, darüber nachzudenken, dass Sportlerinnen und Sportler nicht allein für ihre Partner Pferd verantwortlich sein können. Die Menschen drumherum -Ausbilderinnen und Ausbilder, Funktionäre, Richter – tragen hier eine große Mitverantwortung.

Die Ausbildung ist grundsätzlich über die Ausübung des Sports zu stellen, um unter diesem Dach Sport möglich zu machen. Und nicht: Der Sport bestimmt die Regeln der Ausbildung. Wenn jemand am Sport mit Pferden teilnimmt, muss ein Ausbilder genannt werden, der genauso Verantwortung für eventuelle Fehlentwicklungen übernimmt – das sollte zur gelebten Praxis werden.

 

Hannes Müller
1. Vorsitzender BBR