„Ich öffne die Stalltür. Und alles riecht nach… nach Zuhause.“ Pferdewirtin Benita Bieler hat im Haupt- und Landgestüt Marbach ihre Ausbildung zur Pferdewirtin absolviert und darüber ein paar Zeilen im Poetry Slam-Stil verfasst. Absolute Empfehlung!
Es ist früh.
Noch bevor die Sonne über die Koppeln schaut.
Noch bevor die Welt beschließt, laut zu sein.
Ich öffne die Stalltür.
Und alles riecht nach…
nach Zuhause.
Nach Stroh, nach Pferd, nach einem neuen Tag.
Da ist dieses leise Schnauben,
ein Ohr, das sich dreht,
ein Blick, der sagt:
„Na, da bist du ja wieder.“
Und ich lächle.
Weil es das ist.
Diese Romantik, die keiner sieht –
aber wir fühlen sie.
Manche sagen:
Pferdewirt – das ist harte Arbeit.
Und ja, das stimmt.
Wir schleppen Heu,
wir misten,
wir fluchen,
wir haben Dreck unter den Fingernägeln
und Schweiß auf der Stirn.
Aber zwischen Mistgabel und Mähnenspray
liegt etwas, das man eben nicht kaufen kann.
Wenn du ein Fohlen das erste Mal aufstehen siehst,
wenn du in großen, dunklen Augen
dein Spiegelbild erkennst –
dann weißt du,
dass du hier richtig bist.
Und ja –
es gibt Tage,
da fragen wir uns: Warum eigentlich?
Warum so früh,
so nass,
so müde?
Und dann kommt ein Pferd,
legt kurz die Nüstern an deine Schulter,
und die Antwort ist da.
Ganz ohne Sprache.
Nur Gefühl.
Das ist unsere Liebe.
Kein kitschiges Märchen,
sondern ehrliche Zuneigung.
Denn wer einmal erlebt hat,
wie sich 600 Kilo Vertrauen
mit dir im Gleichschritt bewegen,
der braucht nur das.
Der braucht nur diesen Moment.
Und wer einmal in Marbach – meinem Ausbildungsbetrieb – war, der weiß, wovon ich spreche.
Dieses Gestüt,
Es ist Geschichte mit Herzschlag.
Hunderte Jahre Tradition, hunderte Hufe,
Ein einziger Takt.
Wenn die Hengstparaden beginnen,
Wenn die Arena bebt,
Die Pferde glänzen und du stehst da – in der Sonne, im Staub vom Sand, im Licht.
Dann kommt dieser Moment.
Der Eintritt.
Strahlend.
Das Publikum jubelt,
Applaus wie eine Welle.
Und du denkst, ja genau,
Dafür.
Für solche Augenblicke vergisst du gerne jeden Regenschauer, jede Blase am Fuß, jede Nachtschicht.
Da bist nur du, das Pferd und dieses Gefühl.
Ja, Pferdewirt.
Das ist kein Beruf.
Das ist Herzblut.
Und das ist ab jetzt unser Leben.
